Best friends

Meine „best friends“ sind die beliebtesten Fehler, die mir im Lektorat für Romane häufig über den Weg laufen. Schauen Sie mal – vielleicht kennen Sie ja den einen oder anderen davon sogar selbst? 😉

scheinbar/anscheinend: Das Wort „scheinbar“ wird sehr häufig verwechselt und falsch benutzt, nämlich dann, wenn eigentlich das Wort „anscheinend“ gemeint ist. Der Satz „Er ist scheinbar krank.“ bedeutet, dass er krank wirkt, es aber gar nicht ist. In der Regel ist das Gegenteil davon gemeint, und zwar: „Er ist anscheinend krank.“ Das bedeutet, dass er den Anschein erweckt, krank zu sein. 

viel/fiel: Ich weiß nicht, warum so viele Autoren darauf reinfallen beim Schreiben (passiert mir im Eifer des Gefechts tatsächlich auch zwischendurch selbst), aber fiel kommt von fallen und viel bedeutet viele/s … dazu fiele mir vieles ein, aber ich stolpere in nahezu jedem zweiten Manuskript über diesen beliebten Tippfehler.

„Er sieht aus, als sei er sauer.“ Der Konjunktiv 1 wird im Deutschen für indirekte Rede und Zitate verwendet. Die Möglichkeitsform hingegen wird mit dem Konjunktiv 2 beschrieben. Die Aussage dieses Satzes müsste also lauten: Er sieht aus, als wäre er sauer. Der Konjunktiv 1 wäre z. B. in diesem Kontext korrekt: „Er sagte, er sei sauer.“

„Er war Gott sei dank gesund.“ Der Ausdruck „Gott sei dank“ ist ein Ausruf, der z. B. am Satzanfang stehen kann und dann durch ein Komma vom Rest getrennt wird. „Gott sei dank, er war gesund.“ Ansonsten kann man formulieren: „Er war glücklicherweise gesund.“

Ha ha. So so. Ja ja.“ Diese Ausrufe werden im Deutschen tatsächlich zusammengeschrieben, nämlich „Haha. Soso. Jaja.“ Getrennt geschrieben werden dafür Zusammensetzungen mit Oh wie „Oh ja. Oh nein!“ 

Das „Deppen-Apostroph“ begegnet mir auch in sehr vielen Manuskripten, immer wieder und gefühlt auch immer häufiger. Zum Beispiel in Form von „Peter’s Mutter“ oder „Susanne’s Eltern“. Der Genitiv wird im Deutschen allerdings ohne Apostroph gebildet (der Plural übrigens auch, nur für den Fall … 😉 

Im Englischen ist das anders, und daher kommt wohl die moderne Unsitte, auch auf Deutsch das eine oder andere Apostroph einzufügen (oder weil es schicker aussieht?). Richtig ist auf jeden Fall „Peters Mutter“ oder „Susannes Eltern“. Eine Ausnahme gibt es: wenn das Substantiv auf einen s-Laut endet, dann steht anstelle eines zweiten s am Ende ein Apostroph. Man schreibt also zum Beispiel „Chris‘ Mutter“. 

Bindestriche erfreuen sich ebenfalls immer größerer Beliebtheit, sind aber im Deutschen in der Regel unnötig und manchmal sogar falsch. Auch die Verwechslung von Bindestrich – (zum Beispiel bei zusammengesetzten Wörtern) und Gedankenstrich – (zum Beispiel bei Einschüben im Text) fällt mir häufig auf. 

Es ist unnötig, zusammengesetzte Nomen im Deutschen mit Bindestrichen zu versehen, sofern diese nicht zu einem Teil aus einer Abkürzung oder einem Fremdwort bestehen. Eine Eigenart der deutschen Sprache ist nämlich, dass man beliebig viele Nomen einfach aneinanderreihen darf. So entstehen so hübsche Bandwürmer wie der berühmte „Donaudampfschifffahrtskapitän“. Donau-Dampfschifffahrts-Kapitän sähe auch irgendwie schräg aus. 

Fremdworte aus anderen Sprachen werden in der Regel getrennt geschrieben, es sei denn, man hängt noch ein deutsches Wort hinten an. In dem Fall wird „durchgekoppelt“, mit Bindestrichen. So schreibt man z. B. „Social Media“, aber „Social-Media-Plattform“. 

Immer wieder zu Verwirrung führt auch die richtige Verwendung von Dativ oder Akkusativ. „Er lieh ihn sein Hemd“ ist Akkusativ und somit falsch, denn „leihen“ geht mit dem Dativ einher („wem leiht er sein Hemd?“). „Sie lächelte ihm an“ ist Dativ und in diesem Fall auch nicht korrekt („wen lächelte sie an?“). Meistens hilft beim Schreiben also schon die simple Frage: wen  (Akkusativ) oder wem (Dativ)? 

 

 

 

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