Inquits nennt man die kleinen Begleitsätze, die dem Leser bei Dialogen verraten, wer gerade spricht. Das ist ihre Aufgabe, und mehr sollen sie auch nicht erledigen. Viele Inquits kann man sich als Autor daher sogar sparen, denn insbesondere bei Dialogen – bei denen nur zwei Figuren miteinander reden – ist meistens sowieso klar, wer gerade redet. Es lohnt sich also, auf die Jagd nach überflüssigen Inquits zu gehen und diese im Vorfeld schon mal auszulöschen.
Manche Autoren haben ein großes Faible für die kleinen – ich nenne sie mal liebevoll so – Biester. Und das kann leider ziemlich nerven. Manchmal führen sie ein regelrechtes Eigenleben und zerstören durch permanente Wiederholung jeden ansonsten noch so guten Dialog.
Gute Dialoge gehören zu den Meisterstücken literarischer Handwerkskunst. Ohne die Fähigkeit, gute Dialoge zu schreiben, kommt man als Autor nicht weit. Aber dazu schreibe ich demnächst einen separaten Artikel. Hier geht es darum, wie man erst mal die nervigen Inquits ausradieren oder zumindest stark reduzieren kann. Und was vor allem gar nicht geht dabei – einige Inquits werden zwar immer häufiger von Autoren verwendet, das macht es aber nicht besser.
Wild wird es, wenn der Autor meint, ein einfaches „sagte er“ würde nicht genügen. Stattdessen sollen bitte direkt auch noch Emotionen mitgeliefert werden. So könnte man doch Aussage und Stimmung direkt in einem Abwasch erledigen. Oder?
Sehr häufig lese ich daher in Manuskripten (aber auch in gedruckten Büchern) folgende Inquits:
„…“, lächelte er.
„…“, nickte er.
„…“, seufzte er.
Leider kann man Wörter aber nicht lächeln, seufzen oder nicken. Korrekt müsste es daher heißen:
„…“, sagte er lächelnd.
Auch keuchen, lachen, stöhnen, schluchzen usw. lassen sich Dialoge nicht, selbst wenn es verführerisch erscheint, mit Hilfe eines Inquits der Aussage auch noch eine Emotion hinzuzufügen.
In bester Wildwest-Manier allerdings kommen Inquits daher, die gar keine sind und die wörtliche Rede auch noch mit Verben verbinden, in denen es gar nichts ums Sprechen geht.
„Geh doch mit ihm aus“, zuckte er die Achseln.
„Klar, gerne“, nickte er zustimmend. (Hier ist auch noch eine unnötige Doppelung drin, denn Nicken bedeutet ja schon Zustimmung.)
Auch beschreibende Verben wie flüstern, raunen, kreischen, brüllen, jammern und so weiter sollte man lieber vermeiden. Im besten Fall drückt man das, was dadurch beschrieben werden soll, in der wörtlichen Rede direkt aus. Dann ist der Zusatz ebenso unnötig wie ein Adjektiv oder Adverb. Und die zu vermeiden, gehört bekanntlich zu einem guten Schreibstil.
Also am besten ganz auf Inquits verzichten? Betrachten Sie die kleinen Begleiter einfach so ähnlich wie Füllwörter. Auch auf diese sollte man nicht GANZ verzichten, insbesondere in wörtlicher Rede tun sie oft Gutes, aber sie sollten eben so selten wie möglich vorkommen. Und sich dann am besten auf das beschränken, was sie tun sollen – erklären, wer gerade spricht. Das „sagte er“ oder „fragte sie“ überliest das menschliche Gehirn nämlich beim Lesen gern, was zu einem verbesserten Lesefluss führt und für den Leser angenehmer ist als ausgefallene Formulierungen.
Außerdem bedeuten zu viele (beschreibende) Inquits in einem Dialog meistens, dass die Figuren zu passiv sind. Viel schöner ist es nämlich, wenn man dem Gesagten eine Aktion voranstellt oder sie dahinter setzt. Dann weiß der Leser auch, wer spricht, der Dialog wird aber sehr viel lebendiger dadurch. Zum Beispiel so:
Sie griff nach ihrem Weinglas. „Macht es dir wirklich nichts aus?“
„Nein, ist schon gut.“ Er beugte sich vor und biss sich auf die Lippe. „Im Grunde … ach, egal. Es macht mir nichts aus.“
Also fragen Sie sich am besten jedes Mal, wenn Sie ein Inquit in Ihrem Text finden, ob dieses wirklich nötig ist. Weiß der Leser nicht auch so, wer gerade spricht, durch die Reihenfolge des Dialogs? Und wenn Sie ein beschreibendes Inquit hinzugefügt haben, fragen Sie sich, ob die Emotion, die Sie damit transportieren wollten, nicht auch besser durch eine körperliche Reaktion oder eine Aktion zu beschreiben wäre. Ganz im Sinne von show, don’t tell.
Der Leser wird es Ihnen danken, und Ihr Text wird sehr viel lebendiger wirken ohne Inquits.
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