Romance – Genre mit strengen Regeln

Wer einen guten Liebesroman schreiben will, sollte sich an ziemlich strenge Regeln des Genres halten. Denn Liebesroman-Leserinnen sind – nun ja – eher konservativ, wenn es um ihr Lieblingsgenre geht.

Für viele Leser anderer Genres meist unverständlich ist zum Beispiel der starke Wunsch nach einem Happy End. „Das ist doch total vorhersehbar“, spotten Krimileser oft. Schon auf Seite 3 wisse man, dass die beiden am Ende heiraten werden.

Ja, genau. Das weiß man. Und genau das will man auch wissen als Liebesroman-Leserin! Ein Liebesroman, in dem der männliche Love Interest (so wird der Protagonist genannt) erst in Kapitel 10 zum ersten Mal auftaucht, ist sicherlich zum Scheitern verurteilt. 

Natürlich wissen wir Liebesroman-Leserinnen, wie das Ganze ausgeht. Allerdings gilt für Liebesromane mehr als für alle anderen: Der Weg ist das Ziel. Bis zum (vorbestimmten) Ziel hat das Paar nämlich noch einige Hürden zu überwinden. Und genau die machen einen guten Liebesroman aus.

Der klassische Aufbau einer Romance-Novel ist tatsächlich häufig sehr ähnlich. Es gibt das „cute meet“ (das erste Zusammentreffen der Protagonisten, dem eine besondere Rolle zukommt). Es gibt eine erste Annäherung, dann tauchen Konflikte auf (mindestens ein innerer, meistens aber auch noch einige äußere), die das Paar erst einmal wieder auseinandertreiben und die zunächst unüberwindbar zu sein scheinen.

Dabei spielen in modernen Romance-Novels innere Konflikte oft eine größere Rolle als äußere. Letztere finden sich vor allem im Regency-Roman, wo Standesunterschiede noch eine nahezu unüberwindbare Hürde darstellen. In der modernen Welt hingegen gibt es kaum noch solche äußerlichen Hürden. Hetero- oder homosexuell, Unterschiede bei der Herkunft, religiöse Differenzen, adelig und bürgerlich … Nichts davon erscheint heutzutage unmöglich. Das war natürlich vor 100 Jahren noch ganz anders.

Heute finden sich dafür in Romance Novels häufig psychologische Konflikte der Protagonisten. Auch dabei ist fast alles erlaubt – sexuelle Deviationen, Missbrauchs- oder Gewalterfahrungen, frühere Liebesenttäuschungen, die zu Bindungsunfähigkeit führen … Romance Novels sind ein Spiegel der Gesellschaft, und mit Sicherheit deshalb auch immer und zu allen Zeiten sehr beliebt.

Nachdem die Konflikte überwunden wurden, folgt – tada – das Happy End. Und sie lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende … (Die meisten Liebesromane enden da, wo die Beziehung der beiden auf sichere Füße gestellt wird. Entweder bei einem klaren Liebesbekenntnis  zueinander oder sogar bei der Hochzeit. Die Zeit danach wird höchstens noch mal kurz in einem Epilog erwähnt, in den meisten Liebesromanen jedoch bleibt der Fortgang der Beziehung der Phantasie der Leserin überlassen.)

Dieser Aufbau findet sich in sicherlich 90 % aller Romance Novels. Leserinnen kennen das Prinzip und mögen es meistens gar nicht, wenn zu sehr davon abgewichen wird. Auch wenn es immer mal wieder erfolgreiche Liebesromane gibt, die z. B. nach dem Romeo und Julia-Prinzip funktionieren. Stirbt am Ende einer der Protagonisten, ist das für die meisten LeserInnen aber eher frustrierend. 

Obendrein sind Romance-Leserinnen recht empfindlich, wenn es um die Konflikte geht. So gibt es ungeschriebene Tabus, den männlichen Helden betreffend. Fällt ein Liebesroman-Held bei der Leserin in Ungnade, ist der Roman verloren. Die Leserin will sich ja, wie die Protagonistin auch, beim Lesen in den männlichen Helden verlieben!

Als größtes No-go habe ich Untreue des Protagonisten herauskristallisiert. Sogar ein Mord wird eher toleriert und hingenommen als ein untreuer Liebesromanheld. Das geht für die allermeisten Leserinnen gar nicht! 😉

Sollten Sie also planen, einen Liebesroman mit einem polygamen Protagonisten zu schreiben – Vorsicht. Das dürfte Sie viele Leserinnen kosten, vor allem aber wird es an Kritik nach der Veröffentlichung nicht mangeln. 

Ein sehr empfehlenswerter Ratgeber (leider nur auf Englisch) über das Verfassen von Liebesromanen ist dieser hier. Die Autorin stellt alle Untergenres vor und erklärt genau, welche „Standards“ in Liebesromanen gelten. Außerdem gibt es einige vorgefertigte „Muster“, an denen man sich als unerfahrene Autorin prima entlang hangeln kann. 

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